Als hochsensibler Mensch werde ich oft mit der Frage konfrontiert, wie ich mit meiner ausgeprägten Sensibilität und hohen Reizaufnahmebereitschaft ausgerechnet Techno-Musik lieben kann. Techno mit seinen treibenden Beats und kraftvollen Bässen scheint auf den ersten Blick nicht das zu sein, was man mit einem zarten, sensiblen Gemüt verbindet. Doch genau darin liegt sein Reiz. Es gibt aber auch viele Hochsensible, die sich eher von ruhiger, sanfter Musik angezogen fühlen – von Klängen, die sanft wie eine Brise und beruhigend wie eine Umarmung wirken. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen von Hochsensiblen ist faszinierend und zeigt, wie unterschiedlich Sensibilität erlebt und ausgedrückt werden kann.

Unterschiedliche Bedürfnisse: Stimulation versus Beruhigung
Der Hauptunterschied zwischen hochsensiblen Menschen, die Techno hören, und denen, die ruhige, sanfte Musik bevorzugen, liegt in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen nach Stimulation und Beruhigung. Manche Hochsensible, zu denen ich gehöre, suchen in Techno eine Art kontrollierte Stimulation. Die pulsierenden Beats und die repetitive Struktur bieten eine Form von Ordnung und Erdung in einer oft überwältigenden Welt. Für mich ist Techno eine Möglichkeit, meine Energie zu kanalisieren und inneren Druck abzubauen. Die Intensität der Musik hilft mir, in eine Art Trance zu versinken, in der ich mich mit mir selbst und meiner Umgebung verbunden fühle. Es ist ein Zustand, in dem ich den Lärm der Welt ausblenden kann und gleichzeitig innerlich zur Ruhe komme.

Andere hochsensible Menschen hingegen suchen in ruhiger, sanfter Musik eine Möglichkeit, sich zu beruhigen und zu entspannen. Für sie bietet Musik mit sanften Melodien und weichen Klängen einen sicheren Raum, in den sie sich zurückziehen können. Diese Art von Musik wirkt wie Balsam für die Seele, sie umhüllt den Zuhörer und gibt ihm das Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Wo ich in der intensiven Energie von Techno eine Art Befreiung finde, finden andere Hochsensible in ruhigen Klängen Trost und Regeneration. Für sie ist diese Musik eine Oase in einer lauten und hektischen Welt, ein Ort der Stille und des Friedens, an dem sie ihre Gedanken ordnen und ihre innere Ruhe wiederfinden können.

Der emotionale Zugang zur Musik: Energie versus Sanftheit
Ein weiterer Unterschied ist der emotionale Zugang zur Musik. Techno spricht meine tiefsten Emotionen auf einer sehr direkten und intensiven Ebene an. Es ist eine Musikrichtung, die es mir ermöglicht, Emotionen zu fühlen, auszudrücken und zu verarbeiten. Die Energie von Techno ermöglicht es mir, aufgestaute Gefühle wie Frustration, Wut oder auch Freude kraftvoll auszuleben. Der treibende Beat wirkt wie ein Ventil, durch das ich diese Gefühle loslassen kann, ohne dass sie mich überwältigen. Techno ist für mich eine Möglichkeit, meine emotionalen Tiefen auszuloten und dabei mein inneres Gleichgewicht zu bewahren.

Im Gegensatz dazu erleben hochsensible Menschen, die sanfte Musik bevorzugen, ihre Gefühle oft ruhiger und introvertierter. Leise Musik lädt sie ein, in ihre Gefühle einzutauchen, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Sie finden in der Ruhe und Sanftheit der Musik einen Spiegel ihrer eigenen Empfindungen. Sanfte Klänge ermöglichen es ihnen, ihre Emotionen in einem sicheren, kontrollierten Umfeld zu erforschen und zu verstehen. Wo Techno meine Emotionen freisetzt, hilft sanfte Musik anderen, ihre Emotionen zu reflektieren und zu beruhigen. Es ist eine sanfte Umarmung für die Seele, die ihnen hilft, ihre Gefühle auf friedliche Weise zu verarbeiten.

Die Wirkung auf den Körper: Körperliche Resonanz versus körperliche Entspannung
Techno hat für mich eine starke körperliche Komponente. Die tiefen Bässe und pulsierenden Beats sind nicht nur hörbar, sondern auch spürbar. Sie vibrieren durch meinen Körper und verbinden mich mit der physischen Welt. Für mich ist das eine Art Erdung, die mich in den Moment bringt und mir hilft, mich zu zentrieren. Diese körperliche Resonanz empfinde ich als sehr befreiend und heilend. Es ist, als ob die Musik mich aus meinem Kopf herausholt und mich wieder mit meinem Körper verbindet.

Bei hochsensiblen Menschen, die leise Musik bevorzugen, ist die Wirkung auf den Körper oft genau umgekehrt. Sanfte Klänge wirken entspannend, beruhigen den Geist und lassen den Körper zur Ruhe kommen. Wo Techno mich in Bewegung bringt und meine Sinne schärft, wirkt sanfte Musik wie ein Beruhigungsmittel, das den Körper entspannt und den Geist beruhigt. Diese Hochsensiblen suchen in der Musik nicht die körperliche Resonanz, sondern die körperliche Entspannung. Sie nutzen Musik zum Stressabbau und zur Regeneration, um in einen Zustand der Ruhe und Gelassenheit zu gelangen.

Die soziale Komponente: Gemeinschaft versus Rückzug
Ein weiterer Aspekt, der diese beiden Gruppen von Hochsensiblen unterscheidet, ist die soziale Komponente. Techno ist für mich nicht nur Musik, sondern auch ein soziales Erlebnis. Die Technoszene bietet mir eine Gemeinschaft, in der ich mich verstanden und akzeptiert fühle. In den Clubs und auf den Festivals finde ich Menschen, die meine Leidenschaft teilen und Sensibilität nicht als Schwäche, sondern als Stärke sehen. Das gemeinsame Erleben von Techno ist für mich ein wichtiger Teil meiner sozialen Interaktion, ein Ort, an dem ich mich verbunden und aufgehoben fühle.

Hochsensible, die ruhige, sanfte Musik bevorzugen, suchen oft das Gegenteil – den Rückzug. Für sie ist Musik ein privates, introspektives Erlebnis, das ihnen hilft, sich von der Welt abzukoppeln und in die eigene innere Welt einzutauchen. Wo ich Kraft aus der Gemeinschaft Gleichgesinnter schöpfe, finden sie Erfüllung in der Stille und im Alleinsein. Leise Musik wird oft in ruhiger, privater Umgebung gehört, als Teil eines persönlichen Rituals, das hilft, die innere Ruhe zu bewahren und sich von äußeren Reizen abzuschirmen.

Es sind 2 verschiedene Wege zur inneren Balance
Der Unterschied zwischen hochsensiblen Menschen, die Techno hören, und denen, die ruhige, sanfte Musik bevorzugen, liegt in ihren individuellen Bedürfnissen und ihrem emotionalen Zugang zur Musik. Für mich als Hochsensible bietet Techno eine kraftvolle Möglichkeit, meine Emotionen auszuleben, mich zu erden und mich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu Hause zu fühlen. Für andere Hochsensible hingegen bietet sanfte Musik einen sicheren Hafen, in dem sie ihre Emotionen ruhig und in sich gekehrt erforschen und ihre innere Ruhe bewahren können. Beide Wege sind Ausdruck derselben tiefen Sensibilität und führen auf ihre Weise zu innerer Ausgeglichenheit und Wohlbefinden. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg - nur den, der der eigenen Sensibilität am besten entspricht.

 

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